Wie macht sich eine Futtermittelallergie beim Hund bemerkbar?

Wie macht sich eine Futtermittelallergie beim Hund bemerkbar?

 

Was genau ist eigentlich eine Futtermittelallergie?

Futtermittelallergien sind durch eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems bedingt, bei der das Immunsystem normale Futtermittelbestandteile als Allergen ansieht und reagiert. In den meisten Fällen sind entweder Zucker-Proteinverbindungen (Glykoproteine) oder Proteine für die Probleme verantwortlich. Mehrere Studien zeigen, dass Rind, Milchprodukte, Weizen, Hühner, Eier, Soja und Lamm häufig als Auslöser für Allergien festgestellt wurden, wohingegen Überempfindlichkeits-reaktionen gegen Mais, Schwein, Reis und Fisch eher selten beobachtet werden konnten. 


Wann und bei welchen Rassen können Futtermittelallergien vermehrt auftreten?

Futtermittelallergien können in jedem Alter auftreten, vom kürzlich abgesetzten Welpen bis zum älteren Hund. Circa 30% aller Futtermittelallergien treten jedoch bei unter einjährigen Hunden auf. Manche Forscher konnten ein erhöhtes Risiko für bestimmte Rassen feststellen: Cocker Spaniels, Springer Spaniels, Labrador Retrievers, Collies, Mini Schnauzer, Chinese Shar-Peis, West Highland White Terriers, Wheaten Terriers, Boxer, Dackel, Dalmatiner, Lhasa Apsos, Deutscher Schäferhund und Golden Retriever. 

 

 

Woran erkenne ich eine Futtermittelallergie?

Klinisch kann sich eine Futtermittelallergie hauptsächlich in zwei Formen äußern, welche ebenso kombiniert auftreten können. Zum einen können dermatologische Veränderungen auftreten, also Veränderungen, die die Haut betreffen, wie beispielsweise Juckreiz. Der Juckreiz, auch Pruritus genannt, tritt nicht-saisonal auf und kann in seiner Ausprägung variieren. Man kann zwischen regionalem und generalisiertem Juckreiz unterscheiden, wobei folgenden Körperregionen betroffen sein können: Ohren, Pfoten, Leisten- und Achselregion, Gesicht, Hals und Perineum (Damm). Die betroffenen Hautstellen sind oft gerötet und kleine Pusteln sind zu beobachten. Durch den primären Juckreiz können zudem Sekundärläsionen wie Alopezie (Haarausfall), Krusten, Hyperpigmentationen, Hautabschürfungen oder Verdickungen der Haut entstehen. Zudem sollte man bei Hunden, welche durch eine juckenden, bilaterale Otitis externa (Außenohrentzündung) auffallen, auch immer an eine Futtermittelunverträglichkeit denken, da festgestellt wurde, dass viele Hunde ausschließlich Läsionen an den Ohren zeigen. Andere Symptome sind Akrale Leckdermatitis, bei der sich die Tiere an den Gliedmaßen lecken, kratzen oder kauen, chronische Seborrhoe, also eine übermäßige Hautfettproduktion sowie eine wiederkehrende, pyotraumatische Dermatitis, also eine eitrige Hautentzündung, die durch vorherige Traumen (kleine Verletzungen) bedingt ist. Manche Hunde wiederum zeigen kaum Juckreiz und fallen bloß durch wiederkehrende eitrige Hautinfektionen, Malassezien-Hautentzündungen oder Ohrentzündungen auf. Bei solchen präsentiert sich der Juckreiz nur bei unbehandelten Sekundärinfektionen. 

Zum anderen kann sich eine Futtermittelallergie durch gastrointestinale (den Magen-Darm-Trakt betreffend) Symptome äußern. Meistens sind die klinischen Symptome auf eine Dysfunktion des Magens oder Dünndarms zurückzuführen, wobei ebenso Kolitiden, also Entzündungen des Dickdarms, auftreten können. Als Hauptsymptome lassen sich bei den betroffenen Tieren Erbrechen und Durchfall feststellen. Der Durchfall kann stark und wässrig, schleimig oder blutig sein. Hin und wieder können zudem Bauchschmerzen auftreten. Magen-Darm Probleme, wie weicher Kot, Blähungen, intermittierende Durchfälle und häufiger Kotabsatz (drei oder mehr Male am Tag) treten bei der Hälfte aller Hunde auf, die gleichzeitig eine Hautproblematik zeigen. 


Welche Differenzialdiagnosen muss man in Betracht ziehen?

Als Differenzialdiagnosen kommen unter anderem andere Überempfindlichkeitsreaktionen (atopische Dermatitis, Flohbissallergie, Kontaktallergie), Parasiten (Krätze, Cheyletiellosis, Pediculosis), Follikulitis (Haarwurzelentzündungen beispielsweise bedingt durch Bakterien, Demodex-Milben oder Dermatophyten) oder eine Malassezien Dermatitis in Frage. Dieses kann bei einem Besuch Ihres Tierarztes/Tierärztin abgeklärt werden.


Wie erfolgt die Diagnose einer Futtermittelallergie?

Die Diagnose einer Futtermittelallergie erfordert etwas Geduld und enge Zusammenarbeit mit Ihrem Tierarzt/Tierärztin. Zunächst gilt es, die oben aufgeführten Differenzialdiagnosen auszuschließen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit eines Intrakutantests, bei dem die zu testende Substanz in die Haut gespritzt wird und die Reaktion abgewartet wird. Zudem kann man Serumtests zur Bestimmung von Antikörpern (IgE und IgG) gegen Futtermittelallergene durchführen. Beide eben aufgeführte Möglichkeiten werden allerdings eher weniger empfohlen, da sie als unzuverlässig gelten. 

 

Die Methode der Wahl ist die Durchführung einer hypoallergenen Diät. Diese kann man entweder selber kochen oder man greift auf ein kommerziell verfügbares Alleinfuttermittel zurück. Entscheidet man sich für die selbstgekochte Variante, füttert man dem Hund ausschließlich eine Proteinquelle sowie eine Kohlenhydratquelle zu. Gängige Proteinquellen, die beim Hund eingesetzt werden können sind Kaninchen, Schaf, Wild oder Pferd. Als Kohlenhydrate kann man Kartoffeln oder Reis verwenden. Die Testdauer sollte 6-8 Wochen betragen. Während dieser Zeit ist es wichtig, sich konsequent an den Fütterungsplan zu halten und auch keine Leckerlis, andere Belohnungen (Schweineohren etc.) sowie Medikamente mit Geschmack zu verfüttern. Wird eine Besserung der Symptome festgestellt, kann man schrittweise neue Futtermittel testen. Hierbei empfiehlt es sich, nach Einführung eines neuen Futtermittels circa vier Wochen abzuwarten, um eine klare Aussage über die Verträglichkeit zu erhalten. 

Zudem gibt es kommerziell verfügbare Alleinfuttermittel für diese Indikation. Diese Möglichkeit ist einfacher und unkomplizierter in der Umsetzung. Da es sich hierbei jedoch um verarbeitete und bilanzierte Futtermittel handelt, ist die Chance zur Elimination des Allergens kleiner als bei einer selbstgekochten Eliminationsdiät ohne jegliche Ergänzungen. Stellt man also bei einer strengen Eliminationsdiät keine Verbesserung der Symptome fest, kann dies als wichtiges Ausschlusskriterium für eine Futtermittelallergie gelten. Sind bei der Fütterung einer kommerziellen hypoallergenen Diät jedoch weiterhin Symptome beobachtbar, kann man eine kann man eine Futtermittelallergie nicht ausschließen. 

Kleiner Tip: Führen Sie ein Symptomtagebuch, in dem Sie Tag für Tag die Symptome, gegebenenfalls Verstöße der Diät und Medikamente notieren. Auch können Sie Fotos von den betroffenen Stellen machen, um das Geschehen besser nachverfolgen zu können. 

 

Wie behandle ich eine Futtermittelallergie?

Zunächst ist es essentiell, jegliche Sekundärinfektionen wie zum Beispiel eitrige Hautentzündungen oder Malassezieninfektionen zu behandeln. Des Weiteren wird eine Flohprophylaxe empfohlen, um weiteren Juckreiz durch Flohbisse zu verhindern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vermeidung allergener Futtermittel oder Futtermittelbestandteile, sodass eine selbstgekochte Eliminationsdiät oder ein kommerziell verfügbares, hypoallergenes Alleinfuttermittel verwendet werden sollte. Auch medikamentös kann man einen Therapieversuch mit systemischen Glukokortikoiden, Antihistaminika oder lokalen Therapien ähnlich der Behandlung der caninen atopischen Dermatitis starten. Einige Hunde, die nur eine wiederkehrenden, oberflächliche Pyoderma (eitrige Hautentzündung) zeigen, zeigen eine Besserung durch eine niedrig dosierte Langzeitantibiose. 

Bitte halten Sie Rücksprache mit Ihrem Tierarzt oder Ihrer Tierärztin, er/sie wird Ihnen mit einem guten Behandlungsplan zur Seite stehen. 


Quellen: 

Kamphues, J. et al (2014), Supplemente zur Tierernährung, 12. überarbeitete Auflage, M. & H. Schaper. 

Medleau, L.; Hnilica, K. (2006), Small Animal Dermatology (second editition), Elsevier.

Ettinger, S.; Feldman, E. (2009), Textbook of Veterinary Internal Medicine (seventh edition), Elsevier. 








Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.

Unsere Vital-Kategorien